Orthomolekulare Medizin beim Pferd: Prävention und Therapie mit Mikronährstoffen

Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren und essenzielle Fettsäuren: Bei der orthomolekularen Medizin beim Pferd geht es um die Supplementation des Körpers mit Bausteinen bzw. Substanzen, die der Körper kennt – und für gut empfindet. In diesem Beitrag möchten wir ein Gefühl für die grundsätzliche Idee von Linus Paulig, dem Mitgründer der orthomolekularen Medizin (OM), geben. Wir zeigen die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten für die Pferdegesundheit auf und geben Tipps, wie man die Orthomolekularmedizin im Pferdealltag integrieren kann.

Orthomolekulare Medizin – die Idee eines zweifachen Nobelpreisträgers

Die orthomolekulare Medizin klingt komplex, doch dürfen wir uns davon nicht abschrecken lassen. Denn das Potenzial um zelluläre Nährstoffmangel im Pferd auszugleichen, ist vielversprechend. Doch was versteht man unter orthomolekularer Medizin eigentlich? Orthomolekular bedeutet übersetzt so viel wie „die richtigen Moleküle“.

  • Orthós: griechisch für „richtig“
  • Moleküle: lateinisch für die kleinsten Bausteine von Substanzen

Dr. Linus Pauling, zweifacher Nobelpreisträger und Mitgründer der orthomolekularen Medizin, definierte die OM 1968 im Fachmagazin Science, wie folgt:

„Orthomolekulare Medizin ist die Erhaltung guter Gesundheit und die Behandlung von Krankheiten durch Veränderung der Konzentration von Substanzen, die normalerweise im Körper vorhanden und für die Gesundheit verantwortlich sind.“

Dr. Linus Pauling (1901-1994)

Die orthomolekularen Medizin befasst sich ausschließlich mit Substanzen (Molekülen), die sowohl in der Nahrung als auch auf natürlicher Weise im Pferdekörper vorhanden sind. Dazu zählen Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren und essenzielle Fettsäuren, die den Körper bei vielen lebensnotwendigen Prozessen unterstützen.

Orthomolekulare Medizin meint also die Verwendung der richtigen Moleküle in den richtigen Mengen. Zwei Beschreibungen und historische Entwicklungen sind dabei ganz eindrücklich, um die Idee Paulings etwas greifbarer zu machen. Die Begründung der orthomolekularen Medizin liegt darin, dass Irwin Stone (Paulings Vorgänger) den Zusammenhang von Vitamin C als Mittel gegen eine Erkältung sah und darin geforscht hat. Diese Verbindung zwischen dem ersten Gefühl einer beginnenden Erkältung und dem Verlangen sich Vitamine über frisches Obst zuzuführen, sind uns alle von uns selber eindrücklich bekannt.

Defizite im Nährstoffhaushalt als Ursache für viele Krankheiten beim Pferd

Eine noch bessere Beschreibung aus unserem Alltag: Nach Auffassung der Vitalstoffmedizin sind heute viele Lebensmittel/Futtermittel durch Züchtung, Lagerung und Transport an Nährstoffen verarmt. Der tägliche Bedarf an Mikronährstoffen kann so nicht gedeckt werden. Doch die orthomolekulare Medizin will nicht nur einem Mangel an Mikronährstoffen vorbeugen, sie möchte akute und chronische Erkrankungen verhindern, heilen und Beschwerden lindern.

Der Organismus benötigt den gesamten Grundbaustein seines Baukastensystems für die Zell- und Stoffwechselvorgänge und auch, um die wertvollsten körpereigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren und nutzen zu können. Wenn dem Organismus alle Grundbausteine zur Verfügung stehen, dann können alle physiologischen Vorgänge im Körper normal ablaufen. Ein Beispiel ist das Immunsystem, das Infekte abwehrt. Sind aber gewisse Grundbausteine des Baukastensystems nicht vorhanden, so kann es zu einem Ungleichgewicht im Organismus kommen. Dadurch können Beschwerdebilder entstehen. In der Alternativmedizin wird stets der Zustand der Homöostase (=Gleichgewicht) für Wohlbefinden, Gesundheit und Gesunderhaltung angestrebt.

Bei den Grundbausteinen handelt es sich um:

  • Mineralstoffe,
  • Spuren- und Mengenelemente,
  • Vitamine,
  • Fettsäuren,
  • Aminosäuren und
  • Enzyme

Einige davon sind sogar essentiell, d.h. sie können dem Organismus nur über die Nahrung zugeführt werden und nicht selbstständig vom Körper synthetisiert werden.

Integration der orthomolekularen Medizin in den Pferdealltag

Der prophylaktische Ansatz ist daher den Organismus des Pferdes über die Fütterung so zu versorgen, dass keine Mangelerscheinungen an Mikro-, Makro-  und Vitalstoffen entstehen. Da evolutionsbedingt die Grundfütterung der Pferde weniger „gehaltvoll“ ist und bestimmte landwirtschaftliche Wirtschaftsformen die Nährstoff- und Vitalstoff-Versorgung weniger intensiv zur Verfügung stellen können, nimmt die Supplementation eine große Bedeutung ein. Es ist nach dem Prinzip der orthomolekularen Medizin wichtig, die Nährstoffe in ausreichender Form über die Rationszusammenstellung dem Organismus zuzuführen.

  1. Man beginnt mit einer Rationszusammenstellung für den Erhaltungsbedarf und ergänzt diese dann nach Situation und Empfinden des Pferdes: vom Jungpferd und geriatrischen Pferd, vom Sport- und Zuchtpferd, vom gesunden und belastenden Pferd.
  2. Dabei kommt es nicht nur auf Einzelkomponenten der Grundbausteine an, sondern auch auf das Verhältnis und die richtige Zusammenstellung einzelner Komponenten. Die Qualität der Ausgangssubstanzen und ihre natürliche Herkunft sind besonders wichtig.
  3. Ausgewogene Fütterung im Alltag: Durch eine hochwertige, smarte und sorgsam ausgewählte Pferdefütterung sollen die Grundbausteine so gelegt werden, dass Zell- und Stoffwechselvorgänge „normo-physiologisch“ ablaufen können. Das ist das Fundament für die Gesunderhaltung und Gesundung! Bei uns Menschen spricht man hier von der „ausgewogenen Ernährung“ – und etwas internationaler auch von „Functional Food“.

Für unsere Pferde stellen wir in Form der „Premium Basic Minerals“ eine sorgsam ausgewählte Rezeptur zur Verfügung. Diese soll es im Pferdealltag erleichtern, unsere Lieblinge mit den Grundbausteinen des Lebens intelligent, verträglich, hoch bioverfügbar und effektiv zu versorgen. Es macht uns gemeinsam den Pferdealltag und die komplexe Fütterungs- und Rationsberechnung etwas leichter und gibt Sicherheit, wichtige Grundbausteine richtig zu legen.

Nutritional Medicine bei bereits vorhandenen Beschwerdebildern

Der Begriff „Nutritional Medicine“, den bereits Pauling geprägt hat, beschreibt die orthomolekulare Medizin in Richtung Therapieeinsatz bei bereits vorhandenen Beschwerdebildern oder bei bestimmten herausfordernden Situationen. So haben beispielsweise Zink, Chrom und Selen eine bedeutende Rolle in der Pferdemedizin. Niacin und Riboflavin (eine Form des Vitamin B) spielen sogar in der Sportpferdemedizin diese Rolle oder es gibt besondere Ansätze für das equine Sarcoid mit der Behandlung hypertoner Kochsalzlösung und Magnesium.

In solchen Fällen gilt es, ganz genau hinzuschauen und individuelle Supplementationen sorgsam auszuwählen. Jedoch sollte unser aller Ansinnen – für das Wohlergehen unserer Pferde – sein, so prophylaktisch vorzugehen und die Grundbausteine so zu legen, um Ungleichgewichtserscheinungen zu verhindern.

Diskussion rund um die orthomolekulare Medizin

Die orthomolekulare Medizin wird als Teil der Komplementärmedizin in Medizinkreisen auch kontrovers diskutiert. Doch warum gibt es so viele verschiedene Stimmen, Meinungen und Überzeugungen über die „OM“? Warum werden ganze Bücher, Fachzeitschriften und Studien hinsichtlich der orthomolekularen Medizin gefüllt? Allein für das Pferd gibt es ganze Bandreihen an Veröffentlichungen und Erkenntnissen.

Die Antwort auf all diese Fragen ist möglicherweise folgende: Die orthomolekulare Medizin lässt sich nicht ganz so einfach bzw. „schnell“ erklären. Sie ist vielfältig und hinter den Ansätzen steht echte, komplexe Biochemie mit sämtlichen Zell- und Stoffwechselvorgängen. Es benötigt viel Wissen und Erfahrung, um sich spezifisch mit dem Einsatz orthomolekularer Substanzen fundiert auseinanderzusetzen.

Die orthomolekulare Medizin wird derzeit als nicht evidenzbasierte Therapieform angesehen. Jedoch ist auch zu betonen, dass es eine unendlich große Anzahl an Studien gibt, die zwar die orthomolekulare Medizin nicht explizit erwähnen, jedoch in dieses Prinzip einzuordnen sind und die Grundidee Paulings umsetzen.

Qualität der Supplemente

Die Qualität von Supplementen ist entscheidend für ihren Nutzen – genau so wie bei Nahrungsmitteln. Neben einer konsequenten Fütterung ist die Qualität der Zusätze daher Voraussetzung für den Erfolg der Anwendung beim Pferd. Besonders wichtig dabei ist, dass Supplemente in natürlicher Qualität aufgenommen werden. Das bedeutet: frei von unnötigen Zusatzstoffen wie Emulgatoren, Binde- und Trennmitteln sowie künstlichen Aromen und Lockstoffen. Um diese gesundheitlichen Risiken zu vermeiden, ist es deshalb ratsam, sich von einem Tierarzt dahingehend beraten zu lassen. Das Laurel-Nature Expertenteam steht hier gerne zur Verfügung.

Autoren: Dr. Victoria Empl & Christoph Hinterseher

Dr. Victoria Empl ist landwirtschaftlich und veterinärmedizinisch ausgebildete Expertin mit dem Spezialgebiet im Bereich praxisbezogene, natürliche Supplementierung. Gemeinsam mit dem Laurel Nature Team ist sie bestrebt, die Möglichkeiten einer fundierten, wissenschaftsbasierten Supplementierung mit natürlichen Futtermitteln aufzuzeigen und im modernen Fütterungs- und Therapiemanagement von Pferden zu etablieren.

Christoph Hinterseher ist als leitender Direktor des Studienzentrums chW, Bionaturwissenschaftler und Veterinärmediziner eine echte Koryphäe im Human- und Veterinärbereich. Er initiiert, leitet und führt medizinische Wissenschaftsstudien, prägt intensiv moderne therapeutische Ansätze und setzt sich ganz besonders für den fundierten Einsatz von natürlichen Wirk- und Inhaltsstoffen ein. Im Studienzentrum chW begleitet, lehrt und begeistert er Studentinnen und Studenten im Rahmen umfangreicher Studiengänge. Für Laurel Nature arbeitet er intensiv an neuen und innovativen Produkten – ganz im Sinne des Wohlergehens der Pferde!